Voraussetzung um ein homöopathisches
Mittel für eine Krankheit zu finden, ist die Kenntnis der
Arzneimittelbilder. Die Arzneimittelbilder sind entstanden durch
Arzneimittelprüfungen.
Hahnemann hatte dafür mit einer Gruppe von freiwilligen Prüflingen potenzierte Arzneisubstanzen wiederholt eingenommen, solange bis bei allen Beteiligten charakteristische Symptome in Erscheinung traten. Diese Symptome hat er in seiner „Reinen Arzneimittellehre“ niedergeschrieben. Auch nach Hahnemann haben Homöopathen Arzneien geprüft und prüfen sie auch heute noch, so dass auch immer wieder neue Arzneimittelbilder dazukommen. Bücher mit Arzneimittelbildern, auch Materia medica genannt, beschreiben für jedes Mittel alle Beschwerden von Kopf bis Fuß. Zusätzlich auch die „Modalitäten“ also zu welcher Tageszeit, bei welchem Wetter, bei welcher Bewegung usw. die Beschwerden schlechter oder besser werden.
Hier ein Auszug aus Hahnemann`s Organon:
§ 106: Die ganze, Krankheit erregende Wirksamkeit der einzelnen Arzneien muß bekannt seyn, das ist, alle die krankhaften Symptome und Befindens-Veränderungen, die jede derselben in gesunden Menschen besonders zu erzeugen fähig ist, müssen erst beobachtet worden seyn, ehe man hoffen kann, für die meisten natürlichen Krankheiten treffend homöopathische Heilmittel unter ihnen finden und auswählen zu können.
§ 143: Hat man nun eine beträchtliche
Zahl einfacher Arzneien auf diese Art im gesunden Menschen erprobt
und alle die Krankheitselemente und Symptome sorgfältig und treu
aufgezeichnet, die sie von selbst als künstliche Krankheits-Prozesse
zu erzeugen fähig sind, so hat man dann erst eine wahre Materia
medica – eine Sammlung der ächten, reinen, untrüglichen
Wirkungsarten der einfachen Arzneistoffe für sich, einen Codex der
Natur…
Durch diese Vorgehensweise, wissen
Homöopathen auch, dass es auch ungewollt zu einer
Arzneimittelprüfung kommen kann, wenn man ein potenziertes
Arzneimittel zu häufig über einen zu langen Zeitraum einnimmt. Es
kann also die anfangs gute Wirkung eines homöopathischen Mittels ins
Gegenteil umschlagen, wenn es zu lange eingenommen wird.
Der Chinarinden-Versuch 1790 – die Entdeckung des Ähnlichkeitsgesetzes
Durch seine
Übersetzungstätigkeit entdeckte Hahnemann diverse Angaben über
Chinarinde, deren Richtigkeit er aufgrund seiner Erfahrungen
bezweifelte.
Um die Angaben über Chinarinde mittels einer Fußnote berichtigen zu können, entschloss er sich, Chinarinde selbst einzunehmen. Bei diesem Versuch erlebte er, dass aufgrund der Einnahme von kleinster Menge Chinarinde in ihm fieberhafte Zustände auftraten, die denen des Wechselfiebers glichen. Darauf zog Hahnemann den Schluss, dass Chinarinde – ein damals bekanntes Mittel gegen Fieber – nur bei solchen Fieberzuständen heilen könne, die dem Wechselfieber glichen, und nur deshalb weil Chinarinde beim Gesunden ebensolche Fieber-ähnlichen Zustände verursachte.